2007-03-09

After the hiatus, back to start

Nach einer so langen Pause, verursacht durch ernsthafte Probleme mit meinem Atelier und einigen privaten Angelegenheiten, wird dieses weblog weitergeführt.

Ich habe bemerkt, das ich eigentlich nie erklärt habe, wie man Temperafarbe macht.

Das. Ist. Peinlich.

Also. Hier die lange Version. (Ein neues Malprojekt nach den ganzen Buchstaben):

1. Materialien

1.1. Man besorge sich ein fest verschraubbares durchsichtiges Gefäß mit parallelen geraden Wänden (also ein klassischer Zylinder, keinen Kegel oder Colaflasche. Warum, dazu später). Ich nehme dafür ein großes Gurkenglas oder ein normales klassisches Honigglas.

1.2. Man besorge sich Leinölfirniß im Baumarkt oder besser bei Kremer-Pigmente (Kobalt-Leinölfirniß). Das ist unser ölhaltiger Binderbestandteil, der für wasserunlöslichkeit nach dem vollständigen durchtrocknen sorgt.

1.3. Man besorge sich Dammar-Harzlösung 1:2 bei Kremer-Pigmente. oder mache die selber (Anleitung siehe unten). Neben der desinfizierenden Wirkung hat der Dammarharz eine extrem wichtige Funktion. Trocknende Öl (z.B. Leinölfirniß) NEHMEN BEIM TROCKNEN AN VOLUMEN ZU!!! Das ist der Grund füre viele Rise in Ölbildern. Wenn man auf nicht durchgetrocknetes Öl malt, reißt die sich noch ausdehnende Ölschicht die darüberliegende auseinander.
Dammarharzlösungen SCHRUMPFEN BEIM TROCKNEN. Bewirkt also das Gegenteil. Das sorgt für die wunderbare Eigenschaft (bis zur Erfindung des Acryl in den 20er Jahren einzigartig) der Temperafarbe, unendlich oft übermalt werden zu können, und daß nach relativ kurzer Trocknungszeit (1-2 Tage gegenüber 3 Monaten bei reinem Öl)

1.4. Man besorge sich beliebig viele Hühnereier, weiß oder braun, bio oder nicht bio ist egal. Das ist unser Emulgator, d.h. es sorgt dafür das die sich eigentlich abstoßenden wässrigen und öligen Bestandteile nicht auseinanderfallen (sprich: man kann es mit Wasser vermalen)

1.5. Man besorge sich Papierklebesteifen, wie man ihn zum Abkleben von Farbflächen im Baumarkt bekommt


2. Herstellung

2.1. Man nehme den Papierklebesteifen und klebe ihn ander Außenwand des Gefäßes senkrecht von Oben bis anden Schraubverschluß.

2.2. Man schlage beliebig viele ganze Eier (ohne Schale natürlich...) in das verschraubbare Gefäß. Gefäß verschließen und mindestens 3min schütteln (das ist Wichtig! Die Emulsion zerfällt leicher, wenn nicht gründlich durchgemixt wird). Es geht auch mit einem Mixer, das schäumt aber stark.

2.3 Man markiere mit einem Stift (am besten Filzer, Bleistift schmiert ziemlich) die Höhe des Eiflüssigkeitsspiegels auf dem Papierklebestreifen. Dann die verdopple man die Höhe und markiere auch das. Eine letzte Markierung kommt genau in die Mitte zwischen den beiden Markierungen.
Hier wird vielleicht auch klar, warum das nur mit zylindrischen Gefäßen geht. Läuft das Gefäß beispielsweise nach oben schmal zu, beschreiben die Markierungen nicht mehr die korrekten Mengenanteile.

2.4 Ab hier ist es ganz einfach. Man fülle in die Eiflüssigkeit Dammarharzlösung 1:2 bis zur mittleren Markierung. Dann nochmal 3min schütteln (wirklich wichtig!). Dann bis zur oberen Markiung Leinölfirniß. Nochmal 3min schütteln. Fertig.

Das ist sozusagen die Basismischung Ei-Tempera nach Wehlte. Sie ist beliebig in ihren Eigenschaften steuerbar in Richtung Ölfarbe (Mehr Leinölfirniß, oder Besser Leinöl, oder Mohnöl oder... Die Trocknungszeit wird allerdings dann auch wie bei Öl...) oder in Richtung Wasserfarbe (Kleister, Gummi arabicum, Knochenleim, Acrylbinder, oder...) Grundregel: NACH JEDER ZUTAT IMMER GUT DURCHSCHÜTTELN. Das ist der häufigste Fehler, warum das nicht klappt.
Zur Konservierung sollte man zusätzlich einige Tropfen Nelkenöl oder en entsprechendes Mittel von Kremer-Pigmente zufügen.
Vermalen kann man das ganze mit Wasser, solange die Tempera nicht "kippt" d.h. soviel ölige Bestandteile darin sind, daß das wasser abperlt. Dann geht aber Terpentin.

So. Und hier noch das Rezept für Dammarharz

Rezept für Dammar-Lösung 1:2

Materialien:
Balsamterpentin, Dammarharz, Nylonstrumpf oder Gaze
Meßgefäß
großes verschließbares Lösungsgefäß mit großem Deckel (z.B. Gurkenglas)

Vorgehensweise:

Dammar 1:2 bedeutet, ein Volumenteil Dammarharz wird in zwei Volumenteilen Balsamterpentin gelöst. Dazu füllt man das Meßgefäß voll mit Terpentin (das Lösungsgefäß muß etwa die doppelte Menge fassen können!). Man gießt das Terpentin in das Lösungsgefäß. Dann wischt man das Meßgefäß mit einem Lappen oder Haushaltspapier aus, und füllt die Dammarharz-Brocken in das Meßgefäß, und zwar die halbe Meßhöhe. Diese abgemessene Menge füllt man in einen Nylonstrumpf, und hängt diesen so in das Lösungsgefäß, das er zu einem Drittel im Terpentin hängt, andernfalls würde der Dammarharz verklumpen. Der Lösungsvorgang dauert einige Tage, und sollte im Dunkeln (in einem Schrank, oder so) vor sich gehen. Die fertige Lösung sollte man in eine dunkle Flasche füllen, oder sonstwie vor Licht schützen.

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After such a long break, due to serius problems with my studio and, as I mentioned, some private issues, this blog will continue.

I realized, that I actually never explained, who to make egg-tempera.

Well. That. Is. Embarrassing.

Here we go. The long version (a new painting project below all these letters):

1. Materials

1.1. Get a transparent jar (glass) with parallel walls (a classic cylinder, that is. No cone- or cola-shaped thing. The reason why: later) with a lid or cap closing waterproof.

1.2. Get Linseed-oil Varnish (e.g. at Kremer). That is the oily part of the tempera, that makes the paint water-resistant after drying completely (about a week).

1.3. Get dammar-solution 1:2 (e.g. at Kremer). Or make it yourself (recipe below). Besides being a desinfectant (remember? we´re going to use eggs. You´ll be glad for every desinfectant if you know the smell of eggs gone rotten...) dammar-solution has a very important function. Oils (such as our linseed-varnish) gain volume while drying (!). That is the reason for a lot of cracks in oilpaintings. If you paint over not completely dried oilpaint, the underlying, still swelling paint tears apart the upper oilpaint.
Dammar-solution loses volume while drying. So it´s the opposite effect. That provides the wonderful feature of tempera-paint of being capable to be painted over endlessly. Until the invention of acrylics (that have other problems) a unique feature.

1.4. Get as much hen-eggs as you need. That is our emulsifier, keeping oil-based and water-based ingredients in balance and emulsion (put simple: so you can paint it with water as a solution).

1.5. Get adhesive tape made of paper (or someting you can put marks on).

2. How to make tempera

2.1. Take the tape and adhere it vertically from top to bottom on the side of the jar.

2.2. put the whole egg (except the eggshell...), that means the yellow and the white of the eggs (one egg up to filling half the jar) in the jar and close it. Shake the closed ja for at least 3min. That is very important!! The emulsion falls apart more easily if not mixed well. You can use a mixer as well, but that´s foaming a lot.

2.3. Mark on the tape the level of the scrabled-egg-liquid (first mark). Second mark is the doubled height of the liquid. Third mark ist in the middle between mark one and mark two, dividing the upper (empty) half in quarters.
Here it gets obvious, why we need a cylinder and not a cone-like jar. The marks are for volumes of ingredients to add. Those volumes would not be correct in cone-like jars.

2.4. From here it gets very simple. Add dammar-solution up to mark three (the one in the middle). Shake again for at least 3min (really important!). Then add linseed-varnish up to mark two (the upper mark) and shake again for at least 3min.

That is the fundamental egg-tempera recipe after Wehlte (sorry, no english text found). It is expandable in oilpaint-direction by adding more linseedoil-varnish (better linseedoil or puppyseed oil). Or in watercolour/gouache-direction by adding waterbased binder like cellulose glue or bone glue or gummi arabicum or even acrylic binder.

Fundamental rule: Shake very well after each addition of an ingredient!!!

To do not so is the most common mistake causing problems in making tempera.
For further conservation you can add clove oil or what ever Kremer has for it. And no, Kremer does not pay me for recommending them. They´re good. Simple as that.

Recipe for dammar solution 1:2

Materials
balsamturpentine, dammar, a stocking made of nylon
a measuring jar
a big jar, that can be closed to solve the dammar resin in

How to make dammar solution
Dammar 1:2 means one volume dammar resin is being solved in two volumes of balsamturpentine. To do so, you fill the measuring ja with balsamturpentine (the solving jar must be at least twice as big!). then you pour it into the big jar. Dry the measureing jar with a napkin or so. Then fill it half with dammar resin. Pour that into the nylon stocking and hang it into the big jar one third into the turpentine (to hang it deeper can cause the dammar to agglutinate). Fixate it with the lid. The solution takes a few days. Keep the dammar solution away from direct light.

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Eitempera - Eggtempera, 12cm x 18cm.
Linien. Die gibt´s eigentlich gar nicht in der Natur. Das abstrakteste Konzept ist die Linie selbst.
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Lines. They don´t exist in nature, actually. The most abstract concept is the line itself.
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Mit Scribtol, einer Schellacktinte, gezeichnet. Als nächstes kommt Grisaille. Und es wird individueller und unschematischer.
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Drawn with Scribtol, a shellac-based ink. Next comes the grisaille. And it will be more individual, less schematic.

Herzlichen gruß

Gerd



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4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

gutentag
i am so happy your blogs are up again, i love reading them!
take care
jeroen
belgium

gerdbrunzema hat gesagt…

Thank you!

Anonym hat gesagt…

… na endlich geht es wieder weiter!

Gruß

Armin

Anonym hat gesagt…

Da schließ ich mich gleich mal an, schön wieder was von Dir zu Sehen und zu Lesen.

Liebe Grüße
Sandra